Geboren 1922 in Pörtschach, Wörthersee. 1945-1948 Studium im Kärntner Landesinstitut für bildende Künste in Klagenfurt bei Prof. Clementschitsch, 1950-1954 Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Prof. Martin und Prof. Boeckl. 1982 Verleihung des Titels Professor. Viele Einzelausstellungen u.a. in Wien, Graz, Berlin, Hamburg, München, Stuttgart, Wiesbaden, Marburg/Drau, Slovenj Gradec, Görz, Triest, Florenz, Udine, Istanbul, Ankara, Alexandria und Kairo. Beteiligung an verschiedenen Grafikbiennalen wie u.a. Ljubljana, Krakau, Karlowice, Lüttich, Wien und Havanna. Preise der Akademie Wien, der Stadt Klagenfurt und des Landes Kärnten, von Udine und Wakajama. Werke im öffentlichen und privaten Besitz im In- und Ausland. Zahlreiche Grafikeditionen und Mappenwerke sowie Leitung von Grafikseminaren auch im Ausland.
Sezession Graz, 1992
Ein Künstlerleben voller Erfolg und Entbehrungen: Josef Tichy, Kärntens renommiertester Grafiker, starb im Alter von 79 Jahren.
Er gehörte zu den Stillen im Land, zu jenen, die nie viel Aufhebens um ihre Person machten und vielleicht gerade deshalb zu den ganz Großen zählten. Obwohl er bereits seit langem den Reputationsradius der engeren Heimat gesprengt hat
, wie der Kunsthistoriker Peter Baum zu seinem 75. Geburtstag feststellte, ist Josef Tichy stets am Boden geblieben. Für seine exzellenten Grafiken erntete er zahlreiche internationale Preise und wird als Biennale-Weltmeister
in die österreichische Kunstgeschichte eingehen. Gestern starb der gebürtige Pörtschacher nach langer, schwerer Krankheit im 79. Lebensjahr.
Nach einer Kindheit ohne Vater war Tichy bereits früh mit dem Krieg konfrontiert, der ihm den einzigen Bruder und die Hälfte
seiner Klassenkameraden raubte. Nach vierjährigem Kriegseinsatz (Ich kann ihnen nicht sagen, wie schrecklich das war
) wurde er zunächst Schüler von Arnold Clementschitsch am Kärntner Landesinstitut für bildende Kunst. Danach besuchte er die Kunstakademie in Wien und perfektionierte bei Christian Ludwig Martin und Herbert Boeckl sein grafisches und malerisches Können.
Zu studieren hat der dreifache Familienvater, der auch als freischaffender Künstler sehr harte Zeiten
erlebte, nie aufgehört. Versiert in allen Techniken experimentierte er lustvoll an immer neuen Formen und Farben, ließ sich von den Kritzeleien seiner Enkelkinder ebenso inspirieren wie vom Nußbaum vor seinem Pörtschacher Atelier, wo einst sein Großvater eine Gärtnerei betrieb. Das Ergebnis waren jugendlich frische Bilder, denen man das Alter ihres Meisters nicht ansah. Aus den anfänglichen Porträts und Landschaften seiner Soldatenzeit wurden schließlich Meisterwerke der Abstraktion, die stets aufs Neue überraschten und heute in den bedeutendsten Grafiksammlungen der Welt zu finden sind.
Am Samstag wird Prof. Josef Tichy in seinem Heimatort zu Grabe getragen. Kärnten verliert in ihm einen großen Künstler und Humanisten.