der 1947 auf tragische weise aus dem leben geschiedene maler und graphiker hans bauer zählte zu seiner zeit zur aventgarde, sein werk war und ist ein brückenschlag zu neuen ufern, die am ende des großen krieges allerdings nur undeutlich durch rauch und nebel zu erkennen waren. der 1915 in graz geborene künstler war in seinen letzten lebensjahren mitglied der sezession graz. wenn er sich auch als gebrauchsgraphiker ausgebildet und seinen lebensunterhalt bestritten hat, so war der schüler von wickenburg und silberbauer auch absolvent der meisterklasse an der akademie der bildenden künste und durch seine künstlerische begegnung mit bekannten meistern ebenso und noch mehr als maler bekannt und anerkannt. das harte schicksal hat eine künstlerkarriere zerstört, von der wir nur ahnen können, daß sie bei voller entfaltung ein unverlierbarer besitz des kunstlebens unseres landes geworden wäre. so können wir heute nur trauern um ein werk, das nie vollendet wurde, uns aber um so herzlicher erfreuen an dem, was hans bauer dennoch geschaffen hat.
Hans Bauer war Lithograph, studierte an der Grazer Kunstgewerbeschule bei Alfred Wickenburg und an der Wiener Akademie der bildenden Künste bei Sterrer. Er hielt sich zwischen 1936 und 1938 mehrmals in Wien auf und arbeitete bei dem Wiener Grafiker Victor Slama, als in dessen Atelier Aufträge für die tschechische sozialistische Partei ausgeführt wurden.
Nach dem Anschluss
Österreichs an das Deutsche Reich im Jahr 1938 verkehrte er im widerständigen Kreis um Maria Biljan-Bilger in Wien. In der Kriegszeit eingerückt, doch immer wieder beurlaubt, führte er in Graz neben angepassten Arbeiten einen Werkstrang weiter, der weit im Bereich entarteter
Kunst liegt. Die Bilder zählen zu den raren Beispielen für die Weiterentwicklung eines modernen, persönlichen Stils trotz Isolation von den internationalen Entwicklungen und der Verbote durch die Reichskulturkammer. 1946 gehörte er der Gruppe progressiver Künstler um Rudolf Pointner an und war einer der konsequentesten Vertreter der Moderne. Wegen einer unglücklichen Liebe (seine Freundin war verheiratet) und der Aussichtslosigkeit, als freischaffender moderner Künstler existieren zu können, nahm er sich 1947 das Leben. Mit ihm verlor die steirische Kunst eines ihrer hoffnungsvollsten Talente.