In Köflach geboren, studierte er Malerei unter anderen bei Silberbauer, Wickenburg sowie Böckl und beteiligte sich als Sezessionsmitglied an vielen Ausstellungen im In- und Ausland, wie etwa in Opatija, Spoleto oder Dubrovnik. Seine letzten Bilder bekunden ein Zwischenreich zwischen Figuration und einer traumhaften Hintergründigkeit. 1975 restaurierte er Silberbauers Fresken in der Kriegergedächtnisstätte im Köflacher Karner.
70 Jahre Sezession Graz.
Franz Roupec, dessen 75. Geburtstag wir mit dieser Ausstellung gedenken, gehörte als Maler und Mensch zeitlebens zu den Stillen in diesem Lande. Ohne große Posen, ohne Selbstinszenierung und fern von jeder modischen Hast entwickelte er in konsequenter Zielsetzung eine Ausdrucksweise, die nicht das große Thema
benötigte, sondern sich allein durch die sensible, künstlerische Adaption des Alltäglichen aus seinem heimatlichen Umraum, in ihrer Eigenständigkeit und Gültigkeit bestätigte.
Bedingt durch den frühen Tod des Künstlers brach sein Oeuvre vorzeitig ab. Das mag mit ein Grund sein, daß dem Werk des Malers und Graphikers nicht jene Aufmerksamkeit zukommt, die es nachhaltig verdienen würde.
Die über alle künstlerischen Epochen hinweg dogmatisierten, realbildichen Darstellungen sind, wie längst deutlich wurde, thematisch ausgereizt. An die Stelle der immer mehr in den Hintergrund gedrängten Reproduktionsmalerei
tritt eine evokative Wahrheit als neue, schöpferische Qualität. Dies ermöglicht dem Künstler, sich mit allergrößter Freiheit dem Motiv zu nähern (oder davon zu entfernen) und auf dessen Reflex in seiner Vorstellungswelt zu antworten bzw. es als Widerbild im Bereich tatsächlicher und erdachter Wahrheiten visuell anzusiedeln. Diese Transposition in andere Bedeutungsinhalte wurde zum Idom zeitgenössischer Malerei.
Auch Franz Roupec, Schüler von Fritz Silberbauer und Alfred Wickenburg, den beiden Mitbegründern der Grazer Sezession, sowie Robin C. Andersen, der an der Wiener Kunstakademie lehrte, bekannte sich zu diesem Denkmodell und setzte sich, anfangs einer realistischen Landschaftsauffassung verbunden, engagiert mit der künstlerischen Neuerungen in der Steiermark auseinander.
Klar heben sich die einzelnen Schaffensperioden und Motivbereiche ab. Die nach 1960 entstandenen Arbeiten und die Reifezeit der siebziger Jahre führten zu den großen abstrahierenden Kompositionen, die in einer neuen Ästhetik im Grenzberech zwischen Natur und Technik
(R. Rubinig) angesiedelt waren.
Roupec' thematische Abhandlungen - gleich welche - erschließen sich im ständigen Dialog mit der in unserem Jahrhundert so oft zitierten, heiligen Fläche
. Man könnte auch sagen, Roupec gibt dem Raum Fläche, und in den geklärten Formen werden Substanz und Wesen der aufgegriffenen Motive manifest. Nur wenige Arbeiten, wie etwa die 1967 anläßlich einer Reise nach Abbazio entstandenen, expessiven Farbklänge 1, 2 und 3 bleiben von der für Roupec typischen, geometrischen Vorgangsweise kolorisierten Flächenkombinationen ausgenommen bzw. werden in diesem farbemotionalen Sinn später nicht mehr wiederholt.
Die sogenannten Maschinenbilder
sind ein markantes Beispiel für den ab 1970 beschrittenen Weg und das eigentliche Wollen von Roupec. Die maschinellen Vorrichtungen (Schalttafeln, Transformatoren, Isolatoren etc.), die er in seiner Gegend, vor allem in der Köflacher Glasfabrik vorfand, wo er selbst als Glasmaler tätig war, werden in flächenparallelem Aufriß wiedergegeben. Durch Entkörperlichung und eine sensiblilisierende Reduktion der Voliumina scheinen sie der Funktionalität technischer Wirklichkeiten enthoben und erlangen in einer zweidimensionalen Ordnung in sich geschlossener Farbkompartimente eine ästhetische Wertigkeit, die ihren Ausdruck in der poetischen Gestimmtheit der Darstellung findet. Die Steigerung der Fläche zur Äquivalenz erlebter Eindrücke und die für Roupec bezeichnende, vornehme Note seiner Farbgebung mit den filigranen Accents aigus
immer wieder eingebrachten Graphismen führen verstärkt vom äußeren Abbild zum subjektiv empfundenen Inbild.
Auch in seinem graphischen Werk - hier zeugen die subtilen Rohrfederzeichnungen auf spezielle Art die Vorliebe des Künstlers, zyklisch zu arbeiten - verläßt Roupec, abgesehen von den Bewegungs- und Körperstudien (Sportler
und Akte
) und der immer wieder in der Faszination ihrer Veränderlichkeit thematisierten Maispflanze, die konkreten Erscheinungsformen der sichtbaren Welt. Da werden Vegetabiles, wie Gräser, Halme, Zweige, aber auch die Strukturen toter Gegenstände der Flötze und Halden seiner industriellen Umgebung als Partikuläres herausgehoben in einer metamorphischen Abstraktion ihrem Wesen nach auf das Blatt gebannt.
In der Verve seines Striches, in den Brüchen der Linien und gedachten Fortsetzungen, im An- und Abschwellen der Konturverläufe, in den malerischen Verdichtungen und den grauen Schlummerzonen, den gespannten Bögen, den Strichbündeln, in diesem Lineament der Beweglichkeit und Erstarrung erfüllt sich das inhaltliche Anliegen des Graphikers Franz Roupec.
Weniger bekannt, aber umso erwähnenswerter ist die aus 15 Bildfolgen bestehende, monochrome Linolschnittserie der Passion Christi. Roupec wurde dazu 1955 anläßlich einer Gedenksendung im Rundfunk zum 10. Jahrestag der Atombombenopfer von Hiroshima angeregt, die noch über den Tod hinaus als Schattenbilder an den Wänden sichtbar blieben. Auch im vorliegenden Werk sind uns die Leidensstationen Jesu zeichenhaft und in knappen Umrissen gegenübergestellt. Die unauslöschliche Spuren dieser Zäsuren in der Menschheitsgeschichte werden so als identisches Phänomen - formal und in symbolischer Überhöhung menschlichen Martyriums - zum zentralen Gestaltungsprinzip des Künstlers. Die kürzelhafte, kalligraphische Formulierung an der geschatteten Wand verstärkt den Ausdruck des Ursprünglichen und bindet den Betrachter unmittelbar mit ein in das ewige Drama leidvollen Geschehens.
Diese Arbeit beschäftigte Roupec über zwei Jahrzehnte. Einzelne Blätter sind heute im privaten Besitz. Ein kompletter Passionszyklus befindet sich in der Kapelle des Landeskrankenhauses Voitsberg als Zeugnis einer ikonographischen Besonderheit und gesteigerter Expressivität bei minimalen Mitteln.
Es scheint, als würde das Oeuvre von Franz Roupec - wie bei anderen Künstlern seines Formates, deren Werke rar geworden sind - nur einem elitären Kreis vorbehalten sein. Tatsächlich zählt Roupec längst zu den Klassikern
der steirischen Moderne. Er ist neben den renomierten Künstlerpersönlichkeiten Friedrich Aduatz und Gottfried Fabian, mit dem er 1977 nach seinem Austritt aus der Grazer Sezession die Gruppe 1977 gründete, sozusagen als dritte Kraft
einer der bedeutsamsten Vertreter des um die Galerie des Dr. Eder in Köflach entstandenen, weststeirischen Kunstkreises, in dem sich u.a. auch Siegfried Amtmann, Friedrich Ehrbar, Franz Eigner und der nun in Düsseldorf lebende Peter Hauser einen Namen machte.
Franz Roupec' Neuerarbeitung des Informel auf Basis lyrischer Reduktionen einer dringlichen Welt führte nicht nur zur Ausprägung eines unverwechselbaren, persönlichen Stils, sondern gleichzeitig zu neuen Erkenntnissen und beispielgebenden Lösungen für die avangardistischen Bestrebungen imKunstschaffen unseres Landes.
Poesie der Flächeerschienen zur Ausstellung im Volksheim Köflach 1998